Was ist Trauer überhaupt?
Auf den ersten Blick ist es ganz einfach, diese Frage zu beantworten:
„Trauer ist die normale, stimmige, logische Reaktion auf einen schmerzhaften Verlust.“
Und somit haben also die Menschen Recht, die behaupten:
„Trauer ist nicht das Problem, sondern die Lösung.“
Ich kann mich mit dieser Aussage allerdings nicht anfreunden.
Trauer ist schmerzhaft, kompliziert, quälend und manchmal lang anhaltend und vermittelt erst einmal nicht das Gefühl einer ‚Lösung‘.
Für mich beschreibt Trauer die Zeit nach einem Verlust. Diese Zeit kann nicht nur unterschiedlich lang sein, sondern jeder Mensch trauert auch auf seine/ihre persönliche Art und Weise. Die individuelle Art zu leben beinhaltet auch die individuelle Art zu trauern.
Wir gehen durch diesen Prozess, wir ertragen ihn und wir halten ihn aus.
· Wenn wir trauern, gehen wir durch eine Vielzahl von Gefühlen: wir sind traurig und verzweifelt; wir haben Sehnsucht; fühlen uns hilflos und ohnmächtig; manchmal vielleicht auch erleichtert oder mit Selbstvorwürfen konfrontiert.
· Trauer verändert auch unseren Alltag. Kehren wir überhaupt in unser früheres Leben zurück. Gehen wir wieder arbeiten und wenn ja, wann? Stehen wir morgens auf, waschen uns und frühstücken oder verbringen wir Tage im Bett? Lesen wir die Zeitung oder gucken wir Soaps im Fernsehen?
· Auch Menschen zu treffen, ist nicht mehr so einfach und selbstverständlich. Will ich überhaupt jemanden sehen? Was will ich, was er oder sie fragt? Will ich getröstet oder in Ruhe gelassen werden? Sollen Menschen mich auf den Verlust ansprechen oder über was anderes reden.
· Trauer kann auch beinhalten, sich zu fragen, ob das, was man immer geglaubt hat, noch stimmt. Zum Beispiel: Ich bin ein Glückskind. Oder: Ich bekomme mein Leben gut hin. Oder: Am Ende wird alles gut.
· Trauer lässt einen über den Sinn des Lebens nachdenken.
Es scheint so, als ob nach einem Verlust in der Trauer nichts mehr ist, wie es mal war. Vieles muss neu gefühlt, gedacht und geregelt werden.
In der Trauer ist nichts einfach.