Neulich wurde ich gefragt, wie lange ein Trauerprozess dauert. Wann hört es auf, weh zu tun. Wann lässt der unerträgliche Schmerz nach?
Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass so ein Trauerprozess nie gleich bleibt. Die Trauer entwickelt sich, sie verändert sich, sie ist in Bewegung. Und das ist eine gute Nachricht.
Denken Sie mal nach, ob Sie einen Unterschied fühlen vom ersten Tag nach dem Verlust bis heute. Am Anfang geht es ausschließlich darum zu überleben; man steht morgens auf oder auch nicht, man isst irgendwas, man atmet; irgendwie versucht man zu funktionieren und nicht verrückt zu werden.
Nach und nach aber können Sie vielleicht kleine Veränderungen wahrnehmen, fast so als ob Sie sich an die Trauer und den Schmerz ein ganz kleines bisschen gewöhnt hätten.
Der Schmerz bleibt nach wie vor unerträglich – im wahrsten Sinne des Wortes; aber eventuell gibt es immer wieder mal kurze Momente, in denen Sie sich von der Trauer erholen können. Denn Trauer raubt unendlich viel Kraft. Trauern ist anstrengend. Das heißt, um zu überleben, um das aushalten zu können, brauchen Sie Pausen, in denen Sie Kraft schöpfen können.
Diese kurzen Pausen können sich sowohl irgendwie von allein ergeben und Sie nehmen sie erstaunt und dankbar an, oder aber Sie finden für sich etwas, das Ihnen hilft. Das kann ein Gespräch mit einer lieben Person sein, oder die zaghafte Wiederaufnahme eines Hobbys, oder aber puzzeln oder Fernsehen, kochen, Fenster putzen oder aber vielleicht sogar die Beschäftigung mit dem Beruf.
Das bedeutet nicht, dass durch diese Momente der Erholung und des Kraftschöpfens die Trauer aufhört. Aber sie lässt sich ertragen, sie lässt sich aushalten. Und das ist fürs Erste gar nicht so schlecht.